Architekt und Designer Paolo Piva verstorben

Zu seinen regelmäßigen Kunden zählten italienische Möbelhersteller wie Poliform, De Sede und B[&]B Italia, der italienische Küchenproduzent Varenna sowie die österreichischen Möbelwerkstätten Wittmann. Seine Entwürfe waren meist klassisch und orientierten sich in der Regel an der Moderne beziehungsweise an der Wiener Werkstätte. Immer wieder blitzte als Zitat der Würfel oder die charakteristische Steppnaht durch. Vor allem bei den für Wittmann entworfenen Sitzmöbeln war der mentale Übervater Josef Hoffmann nicht zu übersehen.

Piva, 1950 in Adria geboren, studierte Architektur bei Carlo Scarpa in Venedig und beschäftigte sich mit Architektur und Baukultur im sozialistischen Wien. 1975 macht er in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Architektur in Venedig und der Akademie für Angewandte Kunst in Wien die Ausstellung Vienna rossa (Rotes Wien).

Es folgen einige wenige Architekturprojekte wie etwa ein Wettbewerb für die Wiener Internationale Gartenschau “WIG 74”, die kuwaitische Botschaft in Katar (1980), die Corporate-Designs für eine italienische Warenhausketten (1981) sowie die Renovierung des Palazzo Remer in Venedig (1986). Im Hintergrund kümmerte er sich zudem um den Ideenwettbewerb der denkmalgeschützten Fiat-Fabrik Lingotto in Turin.

Doch schon bald kehrt Piva dem großen Maßstab den Rücken und widmet sich fortan dem Innenraum. Viele Fauteuils, viele Sofas, viele Couchtische werden durch seinen strengen Strich zum Leben erweckt. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, doch das Werk wird wohl in die Hunderte gehen. “Design”, sagte er, “sei ein kontinuierlicher Prozess, der mit der Bewusstwerdung anfängt. Ein Designer ist jemand, der immer wieder von Neuem erfindet. Es geht um eine Art Eroberung des Objekts.”

Seit 1991 war Piva Designprofessor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Für nächstes Jahr, heißt es, habe er geplant, sich aus dem Unterrichten zurückziehen. Unter seinen Absolventen galt er als streng und fordernd. Nicht selten kommentierte er einen Entwurf, wenn er ihn nicht goutierte, mit italienischem Akzent und beharrlichem Fallfehler mit den Worten: “Machen Sie einfach einen Lampe daraus!”

Piva lebte in Wien, in Biella (Piemont) und in Venedig. “In Italien”, sagte er, “profitiere ich von der Vitalität, Österreich hingegen motiviert mich intellektuell.” Täglich drehte der Herr mit Schnurrbart seinen Spaziergang durch die Wiener Innenstadt – stets elegant gekleidet und meist mit Zigarre in der Hand – und verbrachte viele Stunden in seinem geliebten Kleinen Café am Franziskanerplatz.

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